Für uns gehört auch zu einem modernen Sport-Verein ein Stück Nostalgie. Aus diesem Grund – aber auch weil die Geschichte des Clubs reich an Ereignissen ist, an die sich Aktive und Ehemalige gerne erinnern – haben wir hier für Leser mit Ausdauer unsere Chronik aufgerollt.
Die Geschichte des Fecht-Club Grunewald
Zum 50.000 Jubiläum
Ca. 48.000 v. Chr. treffen sich zufällig auf dem Gebiet des heutigen Grunewaldes drei Neandertaler; jeder beschließt, dass die jeweils anderen beiden außerordentlich bösartig sind und an diesem Ort eigentlich nichts zu suchen haben. So beginnen sie, mit harten Stöcken gegenseitig aufeinander einzudreschen. Damit war der Fecht-Club geboren. Jedoch erlagen etwa dreißig Minuten nach der Eröffnung alle drei Gründungsmitglieder ihren Trainingsverletzungen, und so ruhte das Vereinsleben von da an erst einmal für ein paar tausend Jahre.
Die Gründer des Vereins
Erwin Bennat und Ilse Jaeschke
Am 1. Oktober des Jahres 1950 rufen Erwin Bennat und Ilse Jaeschke innerhalb des Grunewald-Tennis-Clubs den Fecht-Club Grunewald als Fechtabteilung neu ins Leben. Von da an trafen sich regelmäßig eine Handvoll Fechtbegeisterter, um die Tradition ihrer prähistorischen Vorfahren zu pflegen, allerdings in sehr viel zivilisierterer Weise. Man leistete sich auch einen Fechttrainer: Heinz Naumann betreute zu jener Zeit den FCG und den BFC. Fechtmeister waren schon damals rar, aber darüber machte man sich keine großen Sorgen. Man versuchte damals sowieso, sich möglichst wenig Sorgen zu machen. So wurde vor allem das Feiern groß geschrieben. Wenn man Augenzeugenberichten jener Zeit Glauben schenken darf, gingen damals Feste über die Bühne, die jeder heutigen Vorstellungskraft spotten (siehe Interview, „Nacht der langen Messer“).
Neue Mitglieder wurden geworben durch Fechtvorführungen in Sporthallen. Aber eine besonders große Mitgliederwelle erfuhr die Fechtabteilung nach dem ersten Fechtturnier (siehe Interview „Fechten in der Kochkiste“), welches einen mittelschweren Zuschaueransturm verursachte. Ein beliebtes Turnier war auch der Janica-Pokal, der im Dachgarten des Wirtshauses Janica ausgetragen wurde. Einmal stiftete Ilse Jaeschke als Preis einen schönen großen Sessel. Das, was sich fechterisch an diesem Tage abspielte, soll vom Kämpferischen her dem, was 48.000 Jahre zuvor im Grunewald ablief, sehr nahe gekommen sein.
Berliner Meisterschaften gab es auch schon, wobei der BFC, der hier seine guten alten Vorkriegsfechter ins Feld schickte, meist dominierte. Aber auch hier konnten schon einige Erfolge erzielt werden. Schon 1952 wurde der FCG bereits Berliner Mannschaftsmeister im Herrenflorett, und mit Alexander Wendtland hatte man auch bald einen Einzelmeister in dieser Disziplin vorzuweisen. Vereinzelt gab es auch Erfolge im Damenflorett, z.B. durch Hertha Jagemann.
Es geht voran
Der FCG in den 50er und 60er Jahren
1953 gab es in Berlin bereits acht Fechtvereine oder -abteilungen. Trainiert wurde im Clubhaus des GTC und auf einem beleuchteten Tennisplatz. Aber Ende der 50er Jahre war der Tennisplatz endgültig zu klein für den Fechttrainingsbetrieb. Es wurde umgezogen in die Marienburg-Oberschule in der Kranzer Straße; die Vereinsräume des GTC blieben jedoch erhalten. Anfang der 60er Jahre stieg dann Heinz Naumann aus dem Fechtgeschehen aus, um sich zur Ruhe zu setzen. Nun wurde der Trainingsbetrieb aufrechterhalten durch freiwillige „Vorfechter“ (ein älterer und für meine Begriffe etwas schönerer Ausdruck für „Übungsleiter“. Vor allem Alex Wendtland war hier sehr aktiv. Für ein halbes Jahr wurde der FCG auch beglückt durch einen damals bekannten ungarischen Säbelfechtmeister namens Dunay. Aber für längere Zeit konnte man sich keinen festen Fechtmeister leisten, da es damals so gut wie keine Zuschüsse vom Landessportbund gab, und weil es aufgrund der politischen Situation kaum möglich war, eine Aufenthaltsgenehmigung für einen ausländischen Trainer zu bekommen, und in Deutschland gab es nicht so viele.
1962 kündigte der Tennisclub aus Raummangel alle Nebensportgruppen, was bedeutete, dass der Fechtclub nun selbständig werden und sich um eigene Vereinsräume kümmern musste, welche im Restaurant „Heester“ in der Caspar-Theyss-Straße gefunden wurden. Für die Möblierung des Vereinsraumes sorgte Ilse Jaeschke.
Abends war dieser dann für Mitglieder des nunmehr Fecht-Club Grunewald e.V. genannten Vereins reserviert, von denen dann einige in einer kleinen Runde einem Ritual frönten, welches darin bestand, einen zwei Liter fassenden, mit Bier gefüllten gläsernen Stiefel mit Vereinsemblem herumgehen zu lassen. Die Regeln waren einfach: Der Vorletzte musste zahlen. Wer aber nicht solange warten und gleich zahlen wollte, der musste bloß beim Trinken ins Bier blubbern. Das war nämlich nicht erlaubt. Es gab wohl einige, die besser, und einige, die weniger gut in dieser Disziplin waren. Es soll aber wohl nicht so klug gewesen sein, sich so hinzusetzen, dass man direkt vor bestimmten Personen dran war. Soviel dazu.
1963 wurde der Verein bereichert durch drei recht erfolgreiche ehemalige Fünfkämpfer: Hubertus Fronia, Dieter Krickow und Wolfgang (Schotte) Goedicke. Das wollte dem BFC einfach nicht in den Kopf, was drei so gute Sportler dazu bringen konnte, in so einen blöden Verein wie den FCG einzutreten, und fragte sie, wie viel ihnen denn dafür gezahlt worden sei. Die spontane Antwort lautete „17.000 Mark!“ Der BFC glaubt das heute noch. Ebenfalls 1963 wechselte Wolfgang Schmidt, auch ein erfolgreicher Sportler, vom Fünfkampf zum Fecht-Club Grunewald, und Erwin Bennat ließ sich als Präsident von Friedrich Dupke ablösen, welcher von nun an das Ruder übernahm.
Mitte der 60er Jahre kam es dann zum Aufschwung des FCG bezüglich der Meistertitel in Berlin, und die Grunewalder erkämpften sich die Vormachtstellung. In dieser Zeit bekam der FCG auch mal wieder für ein Jahr einen Trainer zu Gesicht: Barnabas Berczenyi, seines Zeichens Ungar und Dr. …von…
Man unterhielt nebenbei auch rege fechterische Verbindungen zu anderen Städten und Vereinen. So traf man sich mit Cannstatt, Straßburg und Linz oder Welzheim und Dürkheim zum freundschaftlichen Mannschaftskampf. Ebenso trafen sich jedes Jahr Fechter aus Amberg, Hannover, Heidenheim und Hamburg mit der Grunewalder Delegation Dieter Krickow, Hubertus Fronia und Wolfgang Goedicke zum „Sautreffen“, wiederum ein Turnier, wo es darauf ankam, den sportlichen Teil möglichst schnell hinter sich zu bringen und zum geselligen überzugehen. Jeder brachte das Beste mit, was seine Heimat zu bieten hatte: Die Amberger sorgten für Bier, die Hannoveraner für Doppelkorn, die Heidenheimer für Brot, die Hamburger für Sprotten und die Grunewalder für Stimmung. Einige der Beteiligten besaßen eine kleine Keramik-Sau, die jeder bei Aufforderung sofort vorzeigen können musste, oder er war um eine Runde ärmer.
Einmal waren auch einige Franzosen in Berlin, um sich mit den Grunewaldern zu messen, unter ihnen auch der vielen bekannte Weltklassefechter Philippe Riboud. Beeindruckend waren wohl nicht nur seine Fechtkünste, sondern vor allem, was er danach in sich hineinfüllen konnte (sechs Steaks und fünf Liter Bier), und mindestens ebenso beeindruckend, aber etwas befremdlich erschien es, wie ausgiebig er danach bei Heesters die Toilette voll kotzte.
1967 wurde Dietrich Dupke Mitglied bei den Säuen, d.h. er wurde dazu geschlagen, und zwar auf eine Art und Weise, die wohl dafür sorgte, dass er den restlichen Abend nicht mehr sitzen konnte. Gegen Ende des Jahres startete Detlef Kuller als erster Grunewalder eine Scheckheftaktion zur Mitgliederwerbung und engagierte sich besonders im Jugendbereich, was nicht ohne Folgen blieb. Aus diesen Anfängergruppen gingen unter anderem Ulrich Puppel und Rudi Salje hervor, die Küllers Jugendarbeit, sobald diese nicht mehr an ihnen selbst verrichtet werden musste, fortführten zusammen mit Wolfgang Schmidt und Jerzy Nowakowski. Aber dazu später, sonst komme ich total durcheinander. Nicht zu vergessen ist hier auch der Einfluss des englischen Fechtmeisters Mr. Cain, der 1969 vom Landesverband Berlin eingestellt wurde und die jungen Fechter mit ausbildete und es wohl auch besonders verstand, mit seiner Ausstrahlung und seinen Fähigkeiten seine Schüler entsprechend zu motivieren. 1971 legte er dann allerdings diese Arbeit nieder, um als Sportlehrer tätig zu werden. So brach wieder eine Periode ohne Trainer an, zum Leidwesen der jungen Fechter. Detlef Kuller verdünnisierte sich bereits Anfang 1970.
Ehe ich es vergesse! 1969 wurde Walter Köstner, ein begnadeter Säbelfechter aus Bonn, der für ein Jahr die Grunewalder Vereinsangehörigkeit annahm, wieder mal Deutscher Meister, was in gewisser Weise zwar keinen qualitativen, aber doch einen quantitativen Erfolg für den FCG darstellt.
Auf- und Ausbau der Infrastrukur
Trainingszentren und ein Vereinsbus für den FCG
Aber nun wieder zurück zur Trainingsgeschichte. Ebenfalls Anfang der 70er Jahre trainierten die Leistungsfechter des Vereins in einem neu eingerichteten Fecht-Fünfkampf-Leistungszentrum im Dachgeschoß der Marienburg-Oberschule, wobei man vor dem Bau nicht daran gedacht hatte, dass es sich nur lohnt, solch ein LLZ zu bauen, wenn das Haus, in das man es baut, sich nicht in einem so bröckeligen Zustand befindet, dass man es nach einem Jahr wieder dichtmachen muss. Und deshalb kam es dann auch so.
In dieser Zeit organisierte Wolfgang Schmidt von der Polizei den ersten Vereinsbus. Außerdem beendigten sich auch die Treffen bei Heesters. Zwar bekam Wolfgang Schmidt 1971 Hausverbot, aber das war nicht der Grund. Auch dass ein Gasttrinker namens Marzodko im gut gemeinten Vorhaben, das Bier von überflüssigem Schaum zu befreien, den schönen FCG-Stiefel vom Tisch pustete, wäre zu verschmerzen gewesen. Aber das Alkoholverbot am Steuer hielt die Leute mehr und mehr von solchen Feuchtgelagen ab. Außerdem überwarf man sich wegen der Bierpreise. Naja.
1972 beginnt Wolfgang Schmidt, der bis dahin eifrig an seiner Trainerausbildung gebastelt hatte, in dieser Eigenschaft für den FCG tätig zu werden. In diesem Jahr wurde auch Dagobert Remuss tätig, allerdings in einer anderen Eigenschaft, nämlich als Präsident des Fecht-Clubs Grunewald. Überhaupt muss man sich bei der Geschichte des Vereins im Hintergrund der Geschehnisse immerzu einen ständig rotierenden und ackernden Vorstand vorstellen, der diese überschaute, regelte, sie ermöglichte oder zumindest unterstützte.
Sowohl 1973 als auch ’74 wurde die Halle in der Kranzer Straße für einige Monate gesperrt, da sie angeblich beidesmal dem Einsturz nahe war. Nun rannte man in dieser Zeit von einer Sporthalle in die nächste, wobei Wolfgang Schmidt es übernahm und alle Hände voll damit zu tun hatte, die Fechtgeräte zu den jeweiligen Hallen zu bugsieren und gleichzeitig noch die Fechter dazu zu überreden, trotz der chaotischen Bedingungen zum Training zu kommen, damit er das Zeug nicht umsonst durch die Gegend kutschierte.
1976 fährt Rafael Delberg vom FCG zur Junioren-WM im Säbel und wird Siebter, zwar unter ähnlichen Umständen wie damals bei Walter Köstner, aber immerhin. Als im November desselben Jahres Jerzy Nowakowski als damaliger Landestrainer zum FCG stieß, verfügte der Club über einen beachtlichen Stab von Trainern und „Übungsleitern“(ein neuerer und für meine Begriffe etwas bescheuerter Ausdruck für „Vorfechter“). In dieser Zeit waren auch mit Tobias Hausburg und Christian Ogrowsky zwei Grunewalder im C-Kader des DFB. Allerdings trainierten die Leistungsfechter meistens im LLZ im Olympiastadion, das für seine schönen Grünflächen und seine behämmerte geographische Lage bekannt ist.
1976 fand übrigens auch das erste Bratwürstchenturnier bei Ilse Jaeschke statt für die Jahrgänge ’65 und jünger.
1977 bringen von der Junioren- WM in Wien Inge-Ruth Müller und Jerzy Nowakowski einen neuen Trainer namens Jerzy Kaczmarek in einer Nacht-Schleichweg-Kofferraum-Aktion über die dazwischen ruhenden Grenzen nach Berlin, was sich jedoch als kein Glücksgriff erwies. Er ging Ende des Jahres von selbst.
Von nun an wird es mit den fechterischen Erfolgen etwas problematisch, da sie aufgrund ihrer großen Anzahl den Rahmen dieser bescheidenen „Chronik“ sprengen würden und sicherlich nicht zu ihrer Übersichtlichkeit beitrügen. Aus diesem Grund sind die weiteren fechterischen Höhepunkte in einer Erfolgsübersicht zusammengefasst.
Seit den 80er Jahren …
Wie der Fecht-Club Grunewald wurde was er heute ist
1979 übernimmt Rolf Budde den Präsidentenposten und behält ihn für ca. elf Jahre. In dieser Zeit mutierte der FCG dann zu dem, was wir heute vor uns haben.
Ende 1980 verlässt Ulrich Puppel den FCG und geht nach Hannover aus beruflichen Gründen. Der Enthusiasmus der 70er Jahre geht nach und nach ein wenig den Bach hinunter (platsch!). 1984 verlässt Marco Longo, damals C-Kader- Fechter, Berlin und geht nach Tauberbischofsheim, um sich sein Studium zu ermöglichen. Unzufrieden mit dem FCG, was allerdings teilweise auf Gegenseitigkeit beruhte, verlässt Jerzy Nowakowski den Verein, nachdem sein Vertrag als Landestrainer von Berlin ausgelaufen war, und gründet zusammen mit Slawek Figurski, damals auch noch Trainer bei Grunewald, die Fecht-Freunde Steglitz. Viele treue Schüler und Interessierte pilgerten hinter ihren alten beiden Trainern her, unter anderem teilweise die unter Nowakowski recht erfolgreich gewordene Damenflorett-Mannschaft (siehe Erfolgsübersicht). Da Wolfgang Schmidt in seiner Arbeit auch zurücksteckte, schlief der Trainingsbetrieb wieder etwas ein. Der FCG hatte damals praktisch keinen Vereins-Trainer und Berlin keinen Landestrainer. Allerdings kommt auf Drängen des FCG im selben Jahr Andreas Ewertowski nach Berlin, bekommt eine halbe Stelle vom Land Berlin als Landestrainer und eine halbe vom FCG zur Verfügung. Durch seinen Ehrgeiz, seine Einfühlsamkeit bei seinen Schülern und sein großes fechterisches Repertoire bringt er das Leistungsfechten im FCG bald auf Hochtouren. Praktisch außer den Seniorentiteln gehen alle Erfolge aus der Übersicht ab 1986 auf sein Konto. Ja, man erkannte sehr bald, dass er – abgesehen vielleicht von seinen Massagekünsten – ein ohne Zweifel hervorragender Trainer ist.
Da die Erfolge jedoch praktisch nur dem FCG zuflössen, wählten die übrigen Berliner Vereine 1987 einen neuen Verbandsvorstand, der ebenso fähig wie leistungssportorientiert war, nämlich gar nicht. Ende 1988 verliert deshalb Andreas Ewertowski seine Landestrainerstelle und wird vom FCG ganz übernommen. In der zweiten Hälfte der 80er Jahre beginnt Pawel Madany, seit 1981 Säbel- und Florett-Trainer beim FCG, sich verstärkt um den Säbelnachwuchs zu kümmern. Das Ergebnis ist heute eine gut funktionierende und erfolgreiche Säbeltruppe. Anfang 1989 wechselt der FCG aus der Kranzer- in die Prinzregentenstraße um. 1989 wird dort das erste Teilzeitinternat in Berlin eröffnet unter der Leitung von Andreas Ewertowski.
1990 wird Dagobert Remuss wieder Präsident des Fecht-Clubs Grunewald, und im selben Jahr versucht ein übermütiger Grunewalder Degenfechter eine Vereinschronik zu schreiben…
Mit einer geringen zeitlichen Überschneidung setzen wir den Gang durch die Geschichte des FCG fort und beginnen dabei im Jahr 1984.
Ernst wird es nach den Sommerferien ’84. Der Trainingsbetrieb ist am Boden (scheint es). Der Grund dafür ist scheinbar schnell ausgemacht – die ungewisse Situation des Landestrainers Jurek Nowakowski. Aus gesundheitlichen Gründen steht Jurek Nowakowski nicht mehr zur Verfügung. Sein Vertrag läuft zum 30.09. aus. Auch Fechtmeister Wolfgang Schmidt steht aus den gleichen Gründen nur noch in Ausnahmefällen zur Verfügung. Eine große Gefahr besteht für die Leistungsträger des Vereins, die zumindest teilweise ohne Trainer dastehen. Es reicht! Stellvertretend für viele Aktive schreiben Olga Boettcher, Suzanne Held, Katrin Seeberger, Yasemin Topçu und Carola Schmidt einen Brief an die Öffentlichkeit, die in diesem Falle die Leserschaft von Hieb und Stich darstellte. Der Artikel gipfelt in der Frage: „Ist es für uns als Aktive des Berliner Fechtsportes noch sinnvoll, diesen Vorstand durch unsere Leistungen zu unterstützen, und uns von diesem Vorstand repräsentieren zu lassen?“ Auf der Jahreshauptversammlung wurde die Situation noch einmal besprochen mit dem Ergebnis, daß die Trennung von Jurek Nowakowski zwar bedauerlich sei, aber akzeptiert werden müsse. Gunter Scholtz schreibt dazu in seiner Vereinschronik anläßlich des 40jährigen FCG-Jubiläums: „Unzufrieden mit dem FCG, was allerdings teilweise auf Gegenseitigkeit beruhte, verläßt Jerzy Nowakowski den Verein, nachdem sein Vertrag als Landestrainer von Berlin ausgelaufen war, und gründet zusammen mit Slawek Figurski, damals auch noch Trainer bei Grunewald, die Fecht-Freunde Steglitz. Viele treue Schüler und Interessierte pilgerten hinter ihren alten beiden Trainern her, unter anderem teilweise die unter Nowakowski recht erfolgreich gewordene Damenflorett-Mannschaft“. Ein Offener Brief – diesmal an die Eltern der jungen Fechter und Fechterinnen. Es geht wie so oft Motivation der Sportler und Familien (s. S. 149). 19./20.04. 1986 drei Fechter des FCG beim A-Jugend Q-Turnier im Herrenflorett. Auch das A-Jugend Q-Turnier im Herrenflorett am 10./11.05.1986 wurde in origineller Form dokumentiert (s. o.). Gerüchteweise soll der nachfolgende Test das Qualifikationskriterium gewesen sein. Gunter Scholz in seiner grauen Phase. Bis heute gestaltet er Anzeigen beispielsweise für den „Weißen Bären“. Senioren hatten grund zu jubeln. Dieter Bergmann gewann die Deutschen Seniorenmeisterschaften (auf dem Foto beglückwünscht von Hubert Fronia). Wieder eine Belobigung vom Deutschen Fechter-Bund, diesmal von der Präsidentin Erika Dienstl persönlich. Ein großes Lob für die Mitglieder des Fechtvereins, die es neben dem Sport noch schaffen, Artikel für die Vereinszeitung zu schreiben. Vorbild Tauberbischofsheim? Die Einrichtung eines Teilzeitinternats beim FCG, um eine bessere Betreuung der Schüler zu gewährleisten. Zum einen sollte sich der Trainer (in diesem Falle Andrzej Ewertowski) intensiver um die Schüler kümmern können, und zum zweiten sollten zusätzliche Angebote das Training beim FCG attraktiver machen. Zu diesen Angeboten zählt die Betreuung bei den Hausaufgaben und auch die Verpflegung der Schüler. Dieses Engagement wurde erst zwei Jahre später gewürdigt. 1990 erhielt der FCG das „Grüne Band für vorbildliche Talentförderung im Verein“. Ich habe besonders hart trainiert – neun Trainingseinheiten. Ein achter Rang ist von daher eine realistische Zielsetzung. Gunter: „Ich will mich mit einer Prognose nicht persönlich unter Druck setzen.“ Na ja, soweit … Zurück kam Sebastian als Junioren-Weltcupsieger. Für die beste Jugendarbeit im Fachverband 1988 gab es zum wiederholten Male eine Auszeichnung vom Senat von Berlin, verbunden mit einer 500-DM-Sachspende (Übrigens bekamen wir diesen Preis bis heute 29mal. So oft wie kein anderer Vereien in Berlin in irgend einer andern Sportart). Am 11.05.1989 war es dann endlich soweit, das Teilzeitinternat des FCG konnte ganz offiziell eröffnet werden. Ganz unbemerkt hatte es schon im März seinen Betrieb aufgenommen. Von 18 Teilnehmern wurde es vorerst genutzt. Ein bitterer Beigeschmack war jedoch immer noch die mangelnde Unterstützung seitens des Senats. Seit dem 1. Juni 89 gehörte Sebastian Schattenfroh dem C-Kader des Deutschen Fechter-Bundes an. Eine schöne Belohnung für viele kleine und größere Siege während der letzten Jahre. 1990 – das Ende der Ära Budde für den FCG. Im selben Jahr wurde er zum Präsidenten des Berliner Fechterbundes gewählt. Präsident des FCG war er von 1979 bis 1990. 1990 übernahm der FCG die Ausrichtung des >> Weißen Bären << vom Berliner Fechterbund. 1991 Reiner Otto kommt. Mit ihm beginnt eine Reihe, welche die neuen Trainer in der Clubzeitung vorstellt. Anläßlich des “ Weißen Bären“ 1991 wurde dem FCG „DAS GRÜNE BAND für vorbildliche Talentförderung im Verein“ der Dresdner Bank überreicht. DM 10000,– für den FCG. 1992 zeigen die Senioren, daß diese Bezeichnung keine Rückschlüsse auf die sportliche Leistungsfähigkeit zuläßt. Goldmedaille für die Damen-Nationalmannschaft mit Inge-Ruth Müller und Barbara Konduktorow. Ein weiteres verdienstvolles Mitglied verließ Ende ’92 den Vorstand des Vereins. Erhard „Puma“ Grabow war von 1981 bis 1992 Kassenwart des Vereins. Trotz seines Ausscheidens stand er dem Vorstand weiterhin mit Rat und Tat zur Seite. Zum 1. Januar 1994 kann ein Höchststand an Mitgliedern verzeichnet werden: 302 Mitglieder im FCG. Die letzten fünf der 50 Jahre bis zum Jahr 200 … sind fast noch Gegenwart und entziehen sich daher dem rückwärtsgewandten Blick der Chronisten. 1995 ist ein turbulentes Jahr für den Fecht-Club Grunewald. Auf einer höchst unruhigen Jahreshauptversammlung wird der bisherige Pressewart des Vereins und des Landesverbands Dr. Thomas Gerstmeyer zum Präsidenten gewählt. Die Unruhe resultierte aus einer dem FCG kompakt zugegangenen Schülergruppe, deren Eltern und Trainer sich in den Verein nicht recht integrieren wollten. Das Jahr 1995 schafft in dieser Angelegenheit klare Verhältnisse und führt die unumgängliche Trennung herbei. Der zunächst nicht wiedergewählte Vizepräsident Stefan Podratz übernimmt sein Amt erneut, nachdem sein Kontrahent das Handtuch geworfen und den Verein verlassen hat. Es handelte sich um einen harten, aber notwendigen Schnitt, dessen Folgen der Verein heute noch zu verkraften hat. Der längst eingeleitete Wieder- und Neuaufbau wird von Schwierigkeiten geprägt, mit denen alle Berliner Sportverein, die Fechter zumal, zu kämpfen haben. Die Kinder der Großstadt zieht es zu Freizeit- und Fun-Sportarten, die zudem in rascher Folge gewechselt werden. Fechten, ein Sport mit langen Ausbildungszeiten erfordert Ausdauer, Beharrungsvermögen und Disziplin. Allesamt Tugenden, die heutzutage den Jugendlichen zunehmend schwerer zu vermitteln sind. So hat der Fecht-Club Grunewald unter einem jährlichen Schwund in der Größenordnung von 40 Mitgliedern zu leiden. Diesen durch Neueintritte aufzufangen und damit lediglich den Bestand zu halten fäll schwer. Obwohl sich die letzten Jahre also problematisch gestalten, fehlt es den zahlreichen ehrenamtlichen Mitarbeitern des Vereins nicht an Mut und der Zuversicht, die aktuellen Schwierigkeiten meistern zu können. Der vorliegende Rückblick wird diese Haltung bestärken. In der Geschichte des FCG hat es immer wieder Durststrecken gegeben. Die vereinten Kräfte der Mitgliedschaft des FCG haben dem Verein immer wieder eine Zukunft ermöglichen können. Die „Grunewalder“ werden es nach 50 Jahren mit Blick auf die zu erreichenden 100 Jahre FCG immer wieder schaffen.